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Gaming ohne Grenzen? - Barrieren kennenlernen, Verständnis gewinnen

12.12.2025 • Methodik • von Lea Sophie Böhnke

Dies ist eine Methode aus unserer Praxis. Sie richtet sich an Fachkräfte, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Natürlich kannst du es aber auch einmal selber ausprobieren.

Bei dieser Methode werden Barrieren erlebbar gemacht, während Spiele gemeinsam ausprobiert werden. Welche Herausforderungen können auftreten, wenn du bestimmte Elemente eines Spiels nur eingeschränkt wahrnimmst? Zum Beispiel, wenn du den Ton eines Spiels nicht gut hören kannst, das Sichtfeld eingeschränkt ist oder du eine Spielfigur auf eine bestimmte Art und Weise steuerst. Games gehören für viele Kinder und Jugendliche zum Alltag dazu, und auch hier stoßen viele an Grenzen, wenn bestimmte Spielinformationen oder Steuerungsmöglichkeiten nicht vollständig genutzt werden können.

Nicht nur durch technische Hilfsmittel, sondern auch durch gemeinsames Spielen und Lernen in der Gruppe können Barrieren sichtbar gemacht und überwunden werden. Besonders wichtig ist dabei die gemeinsame Erfahrung von Jugendlichen mit und ohne Behinderungen. Sie lernen voneinander, tauschen sich aus und erleben, dass Vielfalt eine Stärke ist. Durch diese Methode werden Kinder und Jugendliche auf spielerische Weise für das Thema “Barrieren in Games” sensibilisiert. Es soll ein Verständnis dafür geschaffen werden, dass es auch in der Gaming-Community eine große Vielfalt gibt, die kein Hindernis darstellt, sondern eine Chance bietet.

Gemeinsam erleben, austauschen und Unterschiede wertschätzen!

© Foto: Marvin Ruppert

Pädagogische Rahmung

Die Methode lebt von gemeinsamen Erfahrungen in Gruppen mit Jugendlichen mit und ohne Behinderungen. Ziel ist es, dass sich alle aktiv austauschen und gegenseitig unterstützen. So entsteht ein Lernraum, in dem Unterschiede nicht bewertet, sondern wertgeschätzt werden. Das gemeinsame Erleben von Barrieren und Lösungen fördert Empathie, Selbstwirksamkeit und das Verständnis für inklusive Teilhabe. Lehrkräfte, Fachkräfte oder Gruppenleitungen sollten dabei auf eine offene und respektvolle Atmosphäre achten und Raum für Gespräche schaffen.

Technik und Materialien

Kernstück der Methode ist ein ausgewähltes digitales Spiel auf einer Konsole oder dem Computer. Das Spiel sollte zur Zielgruppe passen. Frage die Kinder und Jugendlichen daher nach ihren Vorlieben und achte dabei unbedingt auf die Alterskennzeichen der USK. Grundsätzlich gilt bei dieser Methode: Kreativ werden! Viele Barrieren lassen sich mit einfachen Mitteln erlebbar machen. Hier hilft ein Blick in unsere Spieleliste, in der Hinweise zu Barrieren, Steuerungsoptionen und möglichen Einsatzmöglichkeiten zu verschiedenen Spielen zu finden sind: https://www.gaming-ohne-grenzen.de/spiele/. Auch der Spieleratgeber NRW hält verschiedene Spieletipps bereit: https://spieleratgeber-nrw.de/spiele/weitere-spiele-tipps/.

Barrieren erlebbar machen

Um motorische Barrieren erlebbar zu machen, können Teilnehmende zum Beispiel eine Hand mit einem Tuch auf den Rücken binden oder die Beweglichkeit einzelner Finger mit medizinischem Tape einschränken. Mit Hilfe von speziellen Brillen oder einem Tuch lässt sich das Sichtfeld reduzieren, um zu erleben, wie Spiele unter veränderten Sichtbedingungen spielbar sind. Auch das Herunterregeln der Farbsättigung am Bildschirm zeigt, wie Spiele unter eingeschränkter Farbwahrnehmung erlebt werden können. Im auditiven Bereich kann der Ton leiser gestellt oder ganz ausgeschaltet werden. Bei Teamspielen kann es zusätzlich spannend sein, Absprachen nur über Fingerzeichen oder Blickkontakt zu treffen.

Damit Barrieren erlebbar gemacht werden können, ist es wichtig, dies wertschätzend durchzuführen und pädagogisch zu begleiten!

Dauer und Anzahl der Teilnehmenden

Jede Spielstation sollte von einer Person betreut werden. Es sollten nicht mehr als fünf Teilnehmende an einer Station zeitgleich sein. Um die Bildschirmzeit einzuschränken empfehlen wir nach 90 Minuten eine Pause einzuplanen. Die Dauer der Methode richtet sich an die Zielgruppe. Wir empfehlen ca. zwei bis drei Stunden. 

© Foto: Marvin Ruppert

Die Durchführung

Vor der Durchführung muss die Konsole oder der Computer aufgebaut werden. Wichtig ist es darauf zu achten, dass die benötigten Controller vollständig aufgeladen sind, um längere Wartezeiten während des Spielens zu verhindern. 

Die Methode lässt sich mit einer Vielzahl von Spielen und Konsolen umsetzen. Gerade Titel mit mehreren kurzen Minispielen eignen sich gut, weil sie unterschiedliche Schwerpunkte setzen und so verschiedenste Spieler*innen ansprechen können. 
Da sich die Eignung jedoch je nach Spiel stark unterscheidet (zum Beispiel durch nicht anpassbare Steuerungsformen etc.) lohnt sich auch hier ein Blick in unsere Spielebeurteilungen unter https://www.gaming-ohne-grenzen.de/spiele/ oder beim Spieleratgeber NRW unter https://spieleratgeber-nrw.de/spiele/weitere-spiele-tipps/. Dort finden sich zu verschiedenen Spielen Hinweise zu Barrieren, Steuerungsoptionen und möglichen Einsatzmöglichkeiten, die bei der Auswahl unterstützen können. Natürlich können auch Spiele verwendet werden, die sich die Kinder und Jugendlichen selber aussuchen. Auch Lieblingsspiele der Teilnehmenden können auf Barrieren getestet werden. 

Vor Beginn wird den Teilnehmenden der Ablauf erklärt. Es bietet sich an, dass Paare gebildet werden. Auf diese Weise ist es einfacher sich abzuwechseln, sodass alle gleich oft drankommen. Dann kann es losgehen! Nun können sich die Terilnehmer*innen für ein Minispiel entscheiden. Dies wird anschließend von jedem Paar viermal durchgeführt. Dabei wird in jeder Runde eine andere Barriere erlebbar gemacht. 

Beispielhafter Ablauf

  1. Das Spiel wird zunächst ohne künstliche Barrieren getestet.

  2. Anschließend wird ausprobiert, wie es ist das Spiel ohne Ton zu spielen. Hierfür wird der Ton leiser gestellt oder abgeschaltet. Die Teilnehmenden dürfen sich nicht unterhalten.

  3. In der dritten Runde probieren die Teilnehmenden aus, wie es ist ein Spiel ohne visuelle Ebene zu spielen. Hierfür können die Augen mit einem Tuch o.ä. abgedeckt werden.

  4. In der letzten Runde wird dann beispielsweise nur mit einer Hand gespielt.

Hinweis: Der gleiche Ablauf kann nun mit einem anderen Minispiel durchgeführt werden. Die Vergleichswerte steigern dabei die Reflexionsmöglichkeiten. Nicht nur die Minispiele, auch die Barrieren, die erlebbar gemacht werden, können natürlich variiert werden. 

© Foto: Max Zindel

Der Abschluss

Um eine abschließende Reflexion mit den Teilnehmenden leichter zu gestalten, bietet es sich an, diese mit Hilfe eines Fragebogens oder einer vergleichbaren Methode durchzuführen. So können sie ihre Erfahrungen festhalten. Die Erfahrungen können anschließend gemeinsam mit dem Kindern und Jugendlichen reflektiert werden, zur weiteren Diskussion eignen sich außerdem folgende Fragen: 

- Welche Erfahrungen hast du gemacht?
- Wie kamst du mit den Barrieren zurecht?
- Konntest du die Barrieren überwinden? Wie?
- Wie kannst du Andere bestärken und unterstützen?

Fazit 

Die Methode richtet sich ausschließlich an inklusive Gruppen. Durch die gemeinsamen Erfahrungen mit Barrieren lernen sich Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen gegenseitig besser kennen und verstehen. Das stärkt den Zusammenhalt, das Verständnis füreinander und zeigt, wie wichtig Teilhabe und Vielfalt in der Gaming-Welt sind. Die Methode sensibilisiert Kinder und Jugendliche zu diesem wichtigen Thema im Bereich der digitalen Spiele und ist daher nah an ihrer eigenen Lebenswelt.

Über den/die Autor*in

Studentische Hilfskraft
"Schon als Kind habe ich gerne auf der Playstation, der Wii oder dem Nintendo DS gespielt. Diese Faszination für Digitale Spiele begleitet mich bis heute. Besonders genieße ich es, zusammen mit Freund*innen nostalgische Spiele zu spielen, in denen wir alte Erinnerungen aufleben lassen und gleichzeitig neue schaffen. Mir liegt es am Herzen, dass diese Freude am Spielen für alle zugänglich ist, denn für mich steht der gemeinsame Spaß im Vordergrund. Am liebsten spiele ich heute immer noch Klassiker wie Mario Kart, The Legend of Zelda oder Animal Crossing.”

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